Die Gebäude auf dem Waldfestplatz Bulau haben ihre beste Zeit hinter sich. Die Dächer der Blockhütten verrotten. Farbschmierereien beleidigen das Auge. Auch immer strengere Naturschutzauflagen machen das Feiern dort inzwischen nahezu unmöglich.
Urberach – Sobald ein Verein, eine Familie oder beispielsweise eine Schulklasse vor 40 Jahren in Rödermark ein Fest veranstalten wollten, hatten sie die Qual der Wahl: Geht man in den Schillerwald im Breidert, auf die Bulau oder bei kleineren Feiern in die Blockhütte nach Waldacker? Gefeiert wird in Rödermark auch heute noch gerne, allerdings werden die Angebote der Vereine immer weniger, und auch die Örtlichkeiten geben optisch nicht mehr das her, was einmal Standard war. Etwa die Gebäude auf dem Waldfestplatz Bulau.
Kurzer Rundgang dort am Dienstagfrüh: Graffitis an fast allen Wänden, auf der Bühne liegen die Reste einer Privatfeier: zwei Einweggrills aus Alu, Wurst, leere Flaschen und Dosen. Wenigstens wurde der Müll teils in Tüten verpackt. Bei dem Gelage war auch Lachgas im Spiel. Eine Kartusche liegt noch auf dem Boden, eine weitere unweit des Platzes an einer Bank.
Die FDP möchte diesen Zustand nicht länger hinnehmen. Um das Angebot an Freizeitplätzen wieder zu verbessern, beantragen die Liberalen, den Waldfestplatz Bulau wiederzubeleben und instand zu setzen. „Aus unserer Sicht“, so FDP-Vorstandsmitglied Hans Gensert, „muss die Stadt hier dringend in die Infrastruktur investieren, beispielsweise in die Sanitäranlagen.“ Die Anmietung des Platzes müsse deutlich vereinfacht, die behördlichen Auflagen für dessen Nutzung (egal ob Verein oder privat) „zusammengestrichen werden“. Welche Auflagen sind das konkret? Fraktionsvorsitzender Tobias Kruger nennt auf Nachfrage „naturschutzrechtliche Bedenken“. Schließlich liege das Areal im Landschaftsschutzgebiet. Die genauen Beschränkungen kenne er aber auch nicht. „Das soll der Magistrat uns im Ausschuss erläutern. Außerdem wollen wir wissen, welcher Aufwand betrieben werden müsste, um alles herzurichten.“ Das Grundproblem sei, dass dort nur drei oder vier Veranstaltungen im Jahr aus Gründen des Umwelt- und Naturschutzes überhaupt möglich sind. „Das macht den Platz extrem unattraktiv. Dazu dann noch die verkommene Optik.“
Das gesamte Gebiet sei in einem erbärmlichen Zustand. Alles, was diesen Ort früher so besonders gemacht habe (Seilrutsche, Bolzplatz, Torwand), „ist mittlerweile abgebaut, die Flächen sind zugewuchert“, sagt Kruger. Wenn die Stadt nicht schnellstens tätig werde, bleibe wohl nur noch der unvermeidliche Abriss. Aus Sicht der FDP muss der Waldfestplatz „umfassend und zugleich naturnah-attraktiver für alle Nutzergruppen werden. Rödermark braucht mindestens einen funktionierenden Waldfestplatz.“
Kruger erinnert daran, welche Naherholungsmöglichkeiten alleine die Bulau früher zu bieten hatte: „Außer dem Waldfestplatz gab es einen Steinbruch mit einem wunderschönen Fort (einem richtigen Abenteuerspielplatz), es gab einen gepflegten Trimm-Dich-Pfad, einen Naturlehrpfad und sogar eine Rodelbahn.“
Der Waldfestplatz soll im Sanierungsprogramm nach Meinung der Liberalen nur der Anfang sein. Attraktive Naherholungsplätze seien aktuell wichtiger denn je, denn die Möglichkeiten würden immer weniger. Zum Beispiel die Blockhütte in Waldacker, später Kinderwaldstadt genannt. Sie beherberge heute den Waldkindergarten. „Private Feierlichkeiten sind dort behördlicherseits untersagt. Im Schillerwald im Breidert kann man wenigstens zwar noch feiern, aber nur eingeschränkt und in der Zahl begrenzt auf wenige Feiern pro Jahr. Auch hier ist heute ein Waldkindergarten zu Hause. Aufgrund der Nähe zur Wohnbebauung ist wegen der möglichen Lärmbelästigung ein regelmäßiger Festbetrieb wie in früheren Zeiten hier heute nicht mehr möglich.“